Rock in Vienna: Rammstein

Sie kamen aus dem Osten, sahen den Ruhm in Deutschland und siegten in Amerika. Schon am 3. Juni 2016 erobert der heißeste Exportschlager Deutschlands auch Österreich. Auf dem Rock in Vienna Festival heißt es FEUER FREI!

Geflohen aus der Heimat, auf der Suche nach dem freien Leben auf den großen Bühnen dieser Welt… So beginnt das erste Kapitel der Erfolgsgeschichte von einer der vielversprechendsten und kontroversesten Bands unserer Zeit – Rammstein.

Allzu romantisch ist diese Geschichte anfangs leider nicht. Noch zu Zeiten von Erich Honecker entscheidet sich Richard Kruspe-Bernstein die graue DDR-Welt Schwerins hinter sich zu lassen und die Flucht nach vorne anzutreten. Über Ungarn und Österreich flüchtet er nach Westdeutschland, um dort die Freiheiten der Musikkultur zu genießen und findet in Orgasm Death Gimmick zunächst einen Ankerpunkt. Doch seine Reise ist hier noch nicht beendet. Nach dem Mauerfall packt ihn das Heimweh und er landet genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Kruspe-Bernstein trifft auf das Herz und die Stimme seiner Zukunft, Till Lindemann. Zusammen mit Mitbewohner Oliver Riedel und Christoph Schneider gründen sie aus einer Laune heraus 1994 eine der heut erfolgreichsten Bands unserer Zeit. Paul Landers und Christian ‚Flake‘ Lorenz vervollkommnen anschließend das Sextett.

Sieben Alben, über 18 Millionen verkaufte Tonträger, 700 Konzerte und unzählige verbrannte Aschepartikel später gelten die Jungs aus dem ehemaligen Osten als einer der erfolgreichsten deutschen Musikexporte. Poetisch und kontrovers, verstören und begeistern Rammstein gleichermaßen mit ihren tiefgründigen Texten, deren Bedeutung sie stets ungeklärt im Raum stehen lassen. Angelehnt an große Lyriker wie Goethe, begeistern sie Menschen auf der ganzen Welt und werden so zum Sinnbild für Krach und Pyromanie, für Begierde und menschliche Abgründe, für Deutschtum und Selbstironie. Wer einmal ein Rammstein Konzert besucht hat, versteht sofort warum diese Band bereits unzählige Auszeichnungen erhalten hat.

Düster, martialisch und schwitzend. Ein Sänger mit einem kehligen Organ. Eine stampfende und marschierende Band. Sexuelle Andeutungen und eine ausgefeilte pyromanische Showelemente – fertig sind die Provokation und die perfekte Bühnenshow. „Wir triggern bestimmte Instinkte, die im Entertainment funktionieren. Wenn du die Show siehst, ist das wie ein guter Film, der dich abholt und für eine kurze Zeit woanders hinbringt“, beschreibt es Gitarrist Richard Kruspe.

Ein anderer Grund für den internationalen Ruhm – und das, was wohl am stärksten polarisiert – ist ihr Spiel mit dem Unausgesprochenen. Als Meister der Provokation behandeln sie tabuisierte und schambehaftete Themen, welche eine außergewöhnliche Sichtweise auf solche gewährt.

Ihre Geschichte, die für Außenstehende klingt wie ein Nach-Wende-Märchen, hat die Band über die Jahre aber auch zermürbt, mehrmals standen sie kurz vor dem Aus. Sechs starke Köpfe in einer Band – das ist ein Segen für die Kreativität und ein Fluch für den Konsens. Die Zusammenarbeit habe oft nichts mit Leichtigkeit zu tun, so Christoph Schneider. „Jedem von uns hat Rammstein auch viel Leid beschert. Es war viel Kampf, viel Auseinandersetzung, viel Herzschmerz.“ Deshalb auch die langen Pausen zwischen den Alben – notwendige Entwöhnungskuren.

Trotzdem stehen sie immer wieder auf und raufen sich zusammen. Zuletzt haben sie ihr 21-jähriges Bandjubiläum gefeiert und mit der Veröffentlichung der DVD „Rammstein in Amerika“ innerhalb weniger Tage sämtliche Chartspitzen gestürmt, was mit Platin belohnt wurde.

Zwar steht die Veröffentlichung eines neuen Albums noch in den Sternen, aber auf eine explosive Live Show darf man sich trotzdem schon freuen. Die brachialen Rocker kommen mit neuer deutscher Härte am 3. Juni nach Wien um auf der Donauinsel die Bühnen von ROCK IN VIENNA 2016 einzunehmen und pyrotechnisch zu erhellen.
In diesem Sinne: Feuer frei, RAMMSTEIN!

Von Ellen Siemers

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