W-Festival 2016: Großstadtgeflüster

Es ist ja nun mal so, wenn’s läuft dann waren’s immer alle, wenn‘s nicht läuft immer alle anderen. Alle sind in diesem Fall Großstadtgeflüster und für die läuft es derzeit ziemlich gut! Still und heimlich hat sich die „Fickt-Euch-Allee“ ins Musikherz der Hauptstadt geschlichen und ist mit einem Blogsturm durch jede Straße und in jedes Ohr gefegt. Ein wahrer Hype hat den Scheiß-Egal-Song in kürzester Zeit zur inoffiziellen Berlin-Hymne erklärt.

Doch spulen wir erst einmal zum Anfang zurück. Manchmal dauert es eine Weile bis der große Erfolg kommt. Viele warten ewig und noch viele mehr dürfen ihn nie erleben. Für Großstadtgeflüster ist er jetzt gekommen. Nach 12 Jahre Bandgeschichte, hunderten Konzerten und schweißtriefenden Shows, zwischen Bierflaschen und Zigarettenautomaten, können sich Jen, Raphi und Chriz jetzt vom schmuddeligen Clubleben verabschieden und die großen Bühnen der Welt unsicher machen.

Mit ihrem eher unkonventionellen Sound, punktgenaue Beats und einer störrischen Einstellung, potentielle Zielgruppen immer wieder vor den Kopf zu stoßen, treffen ihre rotzfrechen Elektro-Pop-Punk-Songs den Berliner Geist allgemeiner Übellaunigkeit. Und alle sind begeistert. Frei von kommerziellen Zwängen und ganz nach dem Motto: „Mir doch egal, was andere denken“ schreien ihre Texte vor Stilbrüchen und persönlicher Zwanglosigkeit, immer mit einem flüsternden, ironischen Unterton.

Ihr aktueller Song „Fick-Dich-Allee“ sagt dem allgemeinbürgerlichen Spießertum „Auf Wiedersehen“ und kürt sich inoffiziell zur Hauptstadt-Hymne. Und wo soll die Reise hingehen? Ganz klar, Bierflaschen im Gepäck, den Mittelfinger gen Himmel gerichtet und ab geht’s auf die Veranda im Wochenendhäuschen in der Fick-Dich-Allee.

Laut Plattenfirma ist die neue Single „eine rausgerotzte Antwort auf all die nie gestellten Fragen, aber oft unerfragten Antworten jener, die sich gerne selbst reden hören und die immer wissen wie man es macht, es aber selten machen, es sei denn etwas funktioniert, dann haben es immer alle gemacht.“

Durch ihren Charme und ihre allgemeine Beliebtheit, oder einfach, die allgemeine Analogie zwischen schamloser Wahrheit und rotzfrechen Texten, dürfen sie sich mittlerweile auf so einigen kleineren und größeren Festivals und Bühnen heimisch fühlen. Grund genug für das Trio ihr Veröffentlichungskonzept einfach komplett über den Haufen zu werfen. Statt eines regulären Longplayers kündigen Großstadtgeflüster eine Serie von EP’s an. Mit „Fick-Dich-Allee“ ist Teil eins der Serie bereits als Senkrechtstarter in Berlins Geschichtsbüchern festgehalten. Jen selbst sagt: „Wir haben keinen Bock uns noch einmal drei Jahre im Studio einzuschließen und auf diesen einen Tag hinzuarbeiten. Wir machen Musik und zeigen sie jemandem, wenn wir das wollen. Deshalb produzieren wir keine Alben mehr, sondern nur noch EP’s“.

Soll man es künstlerische Freiheit, kindisch-erwachsene Starsinnigkeit, oder doch lieber leidenschaftliches Verweigern von sittenhaften Gepflogenheiten nennen? Ganz egal, Großstadtgeflüster machen was sie wollen, singen was sie wollen und treten auf, wann und wo sie wollen! Und demnächst sind es die großen Bühnen Frankfurts.

Am 25. Mai 2016 könnt ihr sie live in Frankfurt am Main auf dem Women of the World Festival erleben.

von Ellen Siemers

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