13 Apr Lars Amend im Interview: Wer bin ich und wer will ich sein?

Im Oktober und November gehst Du auf große Tournee und kommst in ein gutes Dutzend Städte. Im Pressetext heißt es: „Lars lädt alle Menschen zu einem ca. zweistündigen Abend in ‚sein Wohnzimmer‘ ein, um mit ihnen seine Lieblingsmusik zu hören“. Was darf man sich darunter vorstellen? Was erwartet das Publikum?

Wenn ich zu Hause Gäste habe, dann bleiben sie meistens staunend vor meinen Schallplattenregalen stehen und sagen: „Leg doch mal eine auf.“ Das mache ich dann natürlich und beobachte jedesmal, wie dieser kleine aber magische Akt eine ganz besondere Mischung aus Liebe, Nostalgie und Wärme versprüht. Musik hat eine unglaubliche Kraft. Sie öffnet sofort die Herzen. Deswegen möchte ich auf der Tour alle Menschen in „mein Wohnzimmer“ einladen, um diese Energie auch auf sie zu übertragen.

Du sagst: „Ich möchte die Menschen motivieren, wieder an ihre Träume zu glauben.“ Das machst Du bereits auf verschiedenen Wegen, in deinen Büchern, Seminaren, persönlichen Coachings und auf Social Media. Jetzt soll das alles in einem größeren Rahmen stattfinden. Worin siehst Du die größte Herausforderung, mit diesem Programm nun groß zu touren?

Die richtige Auswahl der Lieder wird sicher die größte Herausforderung, denn im Publikum werden ja die unterschiedlichsten Menschen mit den verschiedensten Geschmäckern sitzen, die eventuell gar nicht so genau wissen, was sie an diesem Abend erwartet. Sie alle mit auf die Reise zu sich selbst zu nehmen und danach mit glücklichen Gesichtern wieder nach Hause gehen zu sehen, darum geht es mir.

Woher kommt die Angst, seine Träume zu verfolgen?

Das hat unterschiedliche Gründe. Viele Menschen fühlen sich nicht gut genug, nicht wertvoll genug und trauen sich nicht, den von der Gesellschaft vorgegebenen Rahmen, in dem sie sich oft seit Jahren oder gar Jahrzehnten befinden, zu verlassen. Sie haben Angst zu scheitern, sehen gleichzeitig die Erfolge der anderen und trauen sich dann erst recht nicht, ihre Komfortzone zu verlassen. Da komme ich ins Spiel, um sie wachzurütteln und zu sagen: „Hey, noch ist es nicht zu spät. Lass es uns angehen.“

Auf der Tour möchtest Du gemeinsam mit Deinem Publikum die wichtigsten Fragen des Lebens ergründen. Mit welchen Lebensfragen rechnest Du?

Wer bin ich und wer will ich sein? Warum bin ich hier? Worin bin ich gut? Was will ich in diesem Leben noch sehen, fühlen und erreichen? Was kann ich schon heute ganz konkret für meinen großen Traum tun? Und was hindert mich daran? Das wären schon mal gute Fragen für den Anfang.

Die Tour trägt den Untertitel „Der Soundtrack Deines Lebens“. Welche drei Songs dürfen denn auf dem ‚Lars Amend Soundtrack‘ nicht fehlen? Und warum?

Diese Frage würde ich sehr wahrscheinlich an jedem Tag anders beantworten, je nach Stimmungslage. Auf jeden Fall wären die Red Hot Chili Peppers vertreten. Keine andere Rockband erzeugt in mir diese tiefe Sehnsucht nach persönlicher Freiheit, gepaart mit der Sonne Kaliforniens und diesem einzigartigen Lebensgefühl, das sich mit Worten kaum beschreiben lässt. Aber zum Glück gibt es dafür die Musik. „Californication“ wäre heute der Song dazu. Dann würde ich noch „God’s Plan“ von Drake wählen. Keinen Künstler habe ich den letzten Jahren öfter gehört. Ich liebe seine Melancholie, die traurig und motivierend zugleich ist. Und für die gute Laune: „Lost In Music“ von Sister Sledge, produziert von einem meiner großen Helden Nile Rodgers, ohne den es in den 1970ern keine Disco-Musik gegeben hätte. Der Soundtrack meines Lebens besteht aber noch aus tausend weiteren Songs.

Musik spielt eine tragende Rolle für Deinen Werdegang. Zum Beispiel hattest du eine eigene Radiosendung und hast Bücher mit dem Rapper Bushido und dem Scorpions-Gründer Rudolf Schenker geschrieben. Welche Musiker:innen haben Dich im Hinblick auf ihre Einstellung zum Leben bislang am meisten beeindruckt?

Nile Rodgers habe ich gerade schon genannt. Pharrell Williams ist auch ein großes Vorbild. Die Beatles, Adele, Lady Gaga – sie alle wurden am Anfang ihrer Karriere belächelt, abgelehnt und nicht ernst genommen. Das erste Demo der Beatles wurde mit der Begründung von einer Plattenfirma abgelehnt, „Gitarrenmusik habe keine Zukunft“. Ich liebe solche Geschichten, weil sie zeigen, dass auch die ganz Großen am Anfang ihre Schwierigkeiten hatten. Und an all die Techno-, House- und Drum&Bass-Dj’s der 90er und 2000er Jahre. Danke für eine unvergessliche Zeit.

Neben Rudolf Schenkers und Bushidos Leben hast Du mit „Dieses bescheuerte Herz“ eine Geschichte aufgeschrieben, die nicht nur verfilmt, sondern die du auch selbst erlebt hast. Was ist schwieriger? Das eigene Leben in Worte zu fassen oder das eines anderen?

Das Leben eines anderen Menschen aufzuschreiben, ist sehr viel komplexer, vor allem, wenn man die Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt. Als Autor musst du wie ein Schauspieler in die Rolle deines Hauptdarstellers schlüpfen und so denken wie er, so fühlen wie er, so reden wie er. Du musst alles so formulieren, wie er es auch getan hätte. Einfach ist das nicht, aber ich liebe das. Ich würde gerne einmal die Lebensgeschichte einer Frau aufschreiben.

Scrollt man über Deinen Instagram Account, findet man viele Motivationssprüche und Lebensweisheiten. Hast Du ein über allem stehendes Lebensmotto? Und wenn ja, warum gerade dieses?

Mein Lebensmotto ist, so hoffe ich, selbsterklärend: „Aufgeben ist keine Option!“

In Deinem Buch „Magic Monday“ schreibst Du über 52 Gründe, morgens aufzustehen. Welche fünf Gründe, das Bett zu verlassen, sind es momentan bei dir?

- das Lächeln meiner einjährigen Tochter
- der Duft des ersten Espresso des Tages
- das unermessliche Geschenk, am Leben zu sein
- Das Glück, ein neues Buch zu schreiben
- Musik hören zu dürfen

Mit der Tournee hast Du Dir selbst einen Traum erfüllt und gehst dadurch mit gutem Beispiel für Deine Fans voran. Gibt es da schon einen Traum, den Du Dir als nächstes erfüllen möchtest?

Ich wünsche mir, dass so viele Menschen zur Tour kommen werden, dass wir nächstes Jahr noch weitere Städte mit auf den Tourplan nehmen können. Das wäre ein Traum.